ZENTRUM FÜR AUGUSTINUS-FORSCHUNG

AN DER JULIUS-MAXIMILIANS-UNIVERSITÄT WÜRZBURG

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Fecisti nos ad te, domine, et inquietum est cor nostrum donec requiescat in te.

Confessiones 1,1

Geschaffen hast du uns auf dich hin, o Herr, und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir.

Bekenntnisse 1,1

Präsentation des Bandes „Kampf oder Dialog? Begegnung von Kulturen im Horizont von Augustins De ciuitate dei

Von Professor Dr. Christof Müller

Hochverehrte Damen und Herren, liebe Festversammlung,

die letzten Töne von Debussy in der Interpretation unserer begnadeten Künstlerin Frau Gutman sind gerade verklungen, ebenso wie Ihr völlig zu Recht reichlich gespendeter Applaus. „L’isle joyeuse“, so lautete der Titel dieses wunderschönen Stückes, „Insel der Seligen“. Wenn ich das ZAF auch nicht unmittelbar mit der „Insel der Seligen“ identifizieren möchte, so gibt es dort im „Meer“ des Arbeitsalltages doch immer wieder einmal eine kleine „Glücksinsel“: eine gelungene Veranstaltung, ein fruchtbarer Austausch oder eine zur Vollendung und ans Licht der Öffentlichkeit gelangte Publikation. Auf eine solche kleine Glücksinsel darf ich Sie, liebe Mitglieder und Gäste unserer Förder-Gesellschaft, nunmehr einladen und mitnehmen. Oder etwas prosaischer formuliert: Ich darf Ihnen, wenn auch mit einer gewissen Verspätung, so aber doch mit Stolz, die jüngste Veröffentlichung des ZAF aus der Buchreihe „Cassiciacum. Res et Signa“ präsentieren: den opulenten Tagungsband „Kampf oder Dialog? Begegnung von Kulturen im Horizont von Augustins De ciuitate dei“.

Diese Anfang des Jahres auf den Buchmarkt gekommene und knapp 600 Seiten umfassende Publikation ist die späte, aber desto prallere und reifere Frucht desjenigen Augustinus-Studientages, den unser Bischof Friedhelm in seinem Grußwort erwähnt hat: des internationalen Symposions „Kampf oder Dialog“, das uns gemeinsam mit Vertretern der Diözese Würzburg im Jahr 2012 nach Rom, in den Vatikan und schließlich sogar nach Castel Gandolfo führte. Als Schirmherr dieses 10. und somit Jubiläums-Studientages hat unser Herr Bischof dem daraus erwachsenen Sammelband nicht nur seinen Segen, sondern sogar ein veritables Vorwort verliehen. Aus diesem Vorwort darf ich, lieber Herr Bischof, mit Ihrer Erlaubnis die letzten Passagen zitieren und von meiner Seite aus nachdrücklich unterstreichen und unterschreiben: „Es erfüllt mich mit Genugtuung und Freude, dass die Vorträge des Römischen Symposions nunmehr in Form eines Tagungsbandes veröffentlicht und damit einem größeren Publikum zur Verfügung gestellt werden. Ich wünsche dem voluminösen Band, der zu Recht seinen Platz in Cassiciacum, der renommierten Schriftenreihe der Deutschen Augustiner, gefunden hat, eine weltweite Verbreitung und Rezeption. In seiner Internationalität und in seiner Interdisziplinarität ist der Tagungsband – wie die zugrundeliegende Tagung selbst – ein Beispiel dafür, dass und wie ‹Begegnung von Kulturen im Horizont von Augustins De ciuitate dei› nach wie vor zu gelingen und Früchte zu zeitigen vermag“.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, einige von Ihnen waren 2012 mit dem ZAF nach Rom gereist und hatten einen Gutteil der dort gehaltenen Vorträge angehört, doch den meisten Mitgliedern unseres Vereins dürften die Thematik des Symposions und der darauf fußende Inhalt des Tagungsbandes nicht mehr oder noch nicht gegenwärtig sein – von daher einige wenige Sätze zur Charakterisierung. Begegnung von Kulturen, Kulturkampf, Kulturkritik, aber auch kultureller Dialog und Kulturenverschmelzung prägen entscheidend den thematischen Vordergrund wie auch den entstehungsgeschichtlichen Hintergrund von Augustins monumentaler Schrift De ciuitate dei. Dieser Befund gilt vor allem in Bezug auf das Verhältnis von paganer und biblisch-christlicher Religion und Tradition, aber ebenso im Blick auf die generelle Kulturen- und Religionengemengelage im Mittelmeerraum inklusive der Völkerwanderung und im Blick auf unterschiedliche kirchliche und theologische Binnenkulturen. Dazu kommt die Tatsache, dass die Thematik um kulturelle Begegnung, Kulturkampf und Kulturendialog gegenwärtig in vielen geisteswissenschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Diskursen präsent ist und dringend einer ergänzenden Fundierung von Seiten der Spätantike bedarf – und dabei nicht zuletzt von deren zentraler Gestalt Augustinus und seinem Werk De ciuitate dei her.

Um auf dieses Forschungsdesiderat zu reagieren, entwickelte das ZAF ab dem Jahr 2010 den Plan, ein internationales und interdisziplinäres Symposion zur Frage ‹Kampf oder Dialog? Begegnung von Kulturen im Horizont von Augustins De ciuitate dei› auf den Weg zu bringen. Nun liegen die Vorträge des Symposions – von den rund 25 Autorinnen und Autoren zum Teil gründlich überarbeitet und erheblich erweitert – in Form eines stattlichen Tagungsbandes vor. Wie schon in ihrer mündlichen Fassung, so präsentieren sich die Beiträge auch in ihrer schriftlichen Version in unterschiedlichen Sprachen, genauerhin in Deutsch, Englisch oder Italienisch, und spiegeln damit im Fragment die Internationalität des Symposions wie auch der Augustinus-Forschung insgesamt wider. Neben der Internationalität ist zudem die Interdisziplinarität (Geschichtswissenschaft, Altphilologie, Philosophie, Theologie, Pädagogik, Literaturwissenschaft) für die Tagung und den Tagungsband kennzeichnend: Denn nur im Dialog unterschiedlicher Kulturen – hier konkret unterschiedlicher Sprachkulturen und Wissenschaftskulturen – lässt sich der Kosmos des augustinischen Denkens und der augustinischen Wirkungsgeschichte annähernd adäquat erschließen.

Für die Weite und Tiefe des hier abgeschrittenen Feldes ist vor allem den Autorinnen und Autoren des Tagungsbandes zu danken, zu denen übrigens auch der Bamberger Erzbischof Dr. Anton Ludwig Schick gehört, und zwar mit einem „Gastbeitrag“, den er anlässlich der Vollversammlung unseres Vereins im Jahr 2010 als vielbeachtetes Festreferat vorgetragen hatte. Neben diesem hochkarätigen Ensemble von Augustinus-Forschenden möchte ich als der Herausgeber des Buches zusätzlich folgenden Personen exemplarisch Dank sagen: den Mitherausgebern und Augustiner-Patres Prof. Robert Dodaro, Rom, und Prof. Allan Fitzgerald, Villanova (USA), meinen Kollegen an der Universität Würzburg und im ZAF sowie den Entscheidungsträgern der Manfred Wierichs Stiftung, durch deren Förderung ein Großteil der Druckkosten abgedeckt werden konnte.

Nun ist es schon von altersher außerhalb wie innerhalb der Mauern des ZAF ein schöner und sinnvoller Brauch, dass gewichtige Publikationen ebenso gewichtigen Persönlichkeiten der Zeitgeschichte gewidmet werden. Die Crux dabei ist: Im Umfeld des ZAF und unserer Förder-Gesellschaft tummeln sich jede Menge „gewichtiger Persönlichkeiten“, die sich Verdienste um die Würzburger Augustinus-Forschung erworben haben. So mancher dieser Mäzene wurde bereits Empfänger einer solchen Widmung, so mancher bzw. so manche hätten sie schon längst verdient. Die meisten von ihnen muss ich noch um ein wenig Geduld bitten – alle Jahre wieder publiziert das ZAF einen weiteren Tagungsband, der einen weiteren Adressaten sucht. Für einen hingegen hat das geduldige Warten hier und heute ein Ende. Der diesjährige Gewinner des „ZAF-Award“, der diesjährige gewichtige Empfänger unseres gewichtigen Tagungsbandes „Kampf oder Dialog“, ist sowohl ein Meister des „Kampfes“ – speziell des Kampfes für das ZAF – wie auch ein Meister des „Dialogs“ – nicht zuletzt zugunsten des ZAF. Es handelt sich – Sie werden es vielleicht schon erahnen – um den „großen Brückenbauer“, also gleichsam unseren lokalen „pontifex maximus“, Dr. Adolf Bauer.

Lieber Adolf, eine hochkarätige Jury des ZAF und der Universität hat dich auserkoren, nach dem Ehrenring der Stadt Würzburg nun gleichsam auch den „wissenschaftlichen Ehrenring“ der Würzburger Augustinus-Forschung zu erhalten, und zwar mit folgender Formulierung gleich auf einer der ersten Seiten unserer Publikation: „Bürgermeister Dr. Adolf Bauer gewidmet, dem Augustiner-Schüler und Ehrenmitglied des Augustiner-Ordens, dem Mitbegründer und Vorsitzenden des Zentrums für Augustinus-Forschung an der Universität Würzburg e.V. sowie stellvertretenden Vorsitzenden der Gesellschaft zur Förderung der Augustinus-Forschung e.V., anlässlich seines 70. Geburtstages und zum Dank für sein jahrzehntelanges, unermüdliches und überaus erfolg- und ertragreiches Engagement zugunsten der Würzburger Augustinus-Forschung“.

Lieber Adolf, herzlichen Glückwunsch und herzlichen Dank für deinen Einsatz! Meine Kollegen Förster und Grote werden dir nun ein Sonderexemplar unseres Tagungsbandes überreichen. Alle anderen Anwesenden, die sich für diese Publikation interessieren, können den Band über den Buchhandel bestellen; ein Ansichtsexemplar sowie Bestellprospekte liegen auf unseren Büchertischen auf.