Mit einem Festakt und der Widmung eines Tagungsbandes haben das Zentrum für Augustinus-Forschung an der Universität Würzburg (ZAF) und die Gesellschaft zur Förderung der Augustinus-Forschung e.V. den Würzburger Universitätspräsidenten Prof. Dr. Dr. h.c. Alfred Forchel für seine langjährigen Verdienste zugunsten der Würzburger Augustinus-Forschung geehrt. Die Laudatio wurde von Oliver Jörg vorgetragen, Wissenschaftspolitiker im Bayerischen Landtag und Vorsitzender der Fördergesellschaft.

  • Gesellschaft zur Förderung der Augustinus-Forschung e.V. Jahresvollversammlung 2018
  • Freude über die Ehrung des Universitätspräsidenten und den ersten Besuch des neuen Würzburger Bischofs bei der Gesellschaft zur Förderung der Augustinus-Forschung. V.l.n.r.: Offizial Dr. Stefan Rambacher, Vorsitzender Oliver Jörg, MdL, Augustinerprovinzial Alfons Tony OSA, Prof. Dr. Cornelius Petrus Mayer OSA, Wissenschaftlicher Leiter des ZAF Prof. Dr. Christof Müller, Bischof Dr. Franz Jung, Dr. Andreas E.J. Grote, Unipräsident Prof. Dr. Alfred Forchel, Christl Scheler, Regina Einig, Bischof em. Dr. Friedhelm Hofmann. – Foto: Andreas Mack

Ganz im Zeichen des Kirchenvaters Augustinus stand am 29. Juni dieses Jahres die Würzburger Tagungsstätte Burkardushaus. Auf Einladung der Gesellschaft zur Förderung der Augustinus-Forschung e.V. und des von ihr nunmehr schon seit Jahrzehnten finanziell und ideell unterstützten universitären An-Instituts Zentrum für Augustinus-Forschung (ZAF) hin fanden am Nachmittag und Abend dieses Freitags zahlreiche Interessierte ihren Weg in den großen Saal des Burkardushauses, darunter auch so manche Prominenz aus Universität, Politik, Kultur und Kirche – letztere u.a. repräsentiert durch den Augustinerordensprovinzial Pater Alfons Tony sowie durch gleich zwei Würzburger Bischöfe: den altgedienten Emeritus Dr. Friedhelm Hofmann sowie den unlängst ins Amt gehobenen Oberhirten Dr. Franz Jung.

Am Nachmittag absolvierte die Fördergesellschaft, deren Größe mittlerweile bei rund 250 Mitgliedern liegt, zunächst ihre Jahresvollversammlung, eröffnet mit Musik am Flügel und einem Grußwort von Bischof Friedhelm, dem Vorsitzenden des Kuratoriums des Vereins. Im Rahmen der pflichtschuldigen Vereinsregularien, zu denen in diesem Jahr auch die Neuwahlen des Vorstands gehörten, referierte Prof. Dr. Christof Müller, Wissenschaftlicher Leiter des ZAF, über den Stand der Würzburger Augustinus-Forschung und über die Planungen für ein neues, großes und internationales Projekt zum faszinierenden und facettenreichen Briefkorpus Augustins, das nach Abschluss des renommierten Augustinus-Lexikons starten soll.

Ehrung von Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. h.c. Alfred Forchel Oliver Jörg MdL und Prof. Dr. Christof Müller überreichen dem geehrten Würzburger Universitätspräsidenten Prof. Dr. Dr. h.c. Alfred Forchel den ihm gewidmeten Tagungsband «Augustinus – Christentum – Judentum». – Foto: A. Cronauer

Weitere Stücke auf dem Flügel markierten am frühen Abend den Übergang vom vereinsinternen zum öffentlichen Teil des „Augustinus-Tages“: dem Festakt zu Ehren von Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. h.c. Alfred Forchel. Der Vorsitzende der Gesellschaft zur Förderung der Augustinus-Forschung und engagierte Wissenschaftspolitiker im Bayerischen Landtag Oliver Jörg ließ es sich nicht nehmen, persönlich die Laudatio für den geehrten Gelehrten zu halten. Bereits kurz nach Amtsantritt habe Präsident Forchel die Würzburger Augustinus-Forschung durch seinen Beitritt zum Förderverein personell, symbolisch und finanziell unterstützt und seinen Einsatz wenig später mit der Übernahme des stellvertretenden Vorsitzes von dessen Kuratorium nochmals unterstrichen. Unter seiner Präsidentschaftsägide habe, so Oliver, das universitäre An-Institut Zentrum für Augustinus-Forschung eine ungeahnte Blüte erlebt, u.a. begünstigt durch die Gewährung einer halben Stelle für einen wissenschaftlichen Mitarbeiter sowie durch das Mittragen einer sogenannten „Akademie-Professur“, über die die hochspezialisierte Augustinus-Forschung auf der einen Seite und die breite Bildungsinfrastruktur der Universität auf der anderen Seite sich gegenseitig befruchten.

Womit könnte man die Verdienste von Prof. Forchel adäquater ehren als mit der feierlichen Widmung eines wissenschaftlichen Tagungsbandes? So überreichten Oliver Jörg und Prof. Christof Müller dem Haupt der hiesigen „Alma Mater“ das just im Echter Verlag erschienene Buch Augustinus – Christentum – Judentum. Ausgewählte Stationen einer Problemgeschichte (siehe Buchdetails), das die Beiträge des gleichnamigen Augustinus-Studientages von ZAF und Universität Würzburg aus dem Jahr 2015 umfasst, seinerzeit ein Glanzpunkt sowohl der Würzburger Augustinus-Forschung wie auch des regionalen jüdisch-christlichen Dialogs. Herausgeber Müller erlaubte sich, coram publico die Widmungsworte der Publikation zu verlesen: „Den Tagungsband des 13. Augustinus-Studientages 2015 Augustinus – Christentum – Judentum. Ausgewählte Stationen einer Problemgeschichte widmet das Zentrum für Augustinus-Forschung an der Universität Würzburg Seiner Magnifizenz Prof. Dr. Dr. h.c. Alfred Forchel, «uir optimus et doctissimus» (Augustinus, mor. 1,70), Präsident der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und Stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums der Gesellschaft zur Förderung der Augustinus-Forschung e.V., zu seinem 65. Geburstag in dankbarer Anerkennung seiner Verdienste um die Würzburger Augustinus-Forschung“.

Staatsanwalt a.D. Prof. Dr. Johannes Hellebrand beim Festvortrag Augustinus als Richter. Prof. Dr. Johannes Hellebrand beim Festvortrag. – Foto: A. Mack.

Nach Dankesworten des Geehrten und feierlicher Musik folgte auf der Agenda des Festaktes ein nachgerade „spannender“ Vortrag über „Augustinus als Richter“ (vollständiger Text unter www.augustinus.de); zur Erhellung dieser in der Forschung häufig unterbelichteten Funktion des Kirchenvaters referierte der Duisburger Staatsanwalt a.D. Prof. Dr. jur. Johannes Hellebrand, einer der weltweit wenigen Experten für diese reizvolle Thematik. Das lebendige und mit vielen Beispielen aufwartende Referat skizzierte u.a. die rechtliche wie auch pastorale Matrix der sogenannten „audientia episcopalis“, der öffentlichen „Sprechstunde“ des Bischofs. Innerhalb dieses Rahmens, an der Schnittstelle von Kirche und Staat, befasste sich Augustinus – häufiger, als ihm selbst recht war – mit zivilrechtlichen Streitfällen seiner afrikanischen Landsleute. Dabei orientierte er sich einerseits als verlängerter Arm des Kaisers am Römischen Recht, andererseits als „Schüler“ des Paulus aber auch am Ethos der Bibel – ein nicht immer einfacher Spagat, den der Kirchenvater laut fremdem, aber auch eigenem Zeugnis durch das Primat der „Caritas“, der christlichen Nächstenliebe, zu bewältigen versuchte: „Strafen sollen verhängt werden. Dagegen habe ich keine Einwendungen, dem widerspreche ich nicht, aber es muss geschehen mit der Gesinnung des Liebenden, mit dem Geist der Wertschätzung, mit dem Ziel der Besserung“ (Predigt 13,8).

Der Festtag endete schließlich mit einem stilvollen Empfang in Foyer und Atrium des Burkardushauses; auch hier folgten Gastgeber und Gäste bis in die Nacht hinein getreu den Spuren Augustins, über den sein Biograph Possidius berichtete, dass sein Tisch vornehmlich mit vegetarischen Speisen, für Gäste jedoch auch mit Fleisch gedeckt war; ein maßvoller Ausschank von Wein freilich habe nie gefehlt (Vita Augustini 22).

Christof Müller