ZENTRUM FÜR AUGUSTINUS-FORSCHUNG

AN DER JULIUS-MAXIMILIANS-UNIVERSITÄT WÜRZBURG

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Fecisti nos ad te, domine, et inquietum est cor nostrum donec requiescat in te.

Confessiones 1,1

Geschaffen hast du uns auf dich hin, o Herr, und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir.

Bekenntnisse 1,1

Liebe Freundinnen und Freunde des Zentrums für Augustinus-Forschung an der Universität Würzburg,
liebe Nutzerinnen und Nutzer unserer digitalen Angebote rund um Augustinus,

es ist unübersehbar Frühling geworden! Tiere kriechen aus den Tiefen ans Licht, Pflanzen strecken sich in Richtung Sonne und Wärme, die Natur wird aus winterlicher Starre zu neuem Leben erweckt. Auch wir Menschen empfinden zu dieser Jahreszeit die sprichwörtlichen ‹Frühlingsgefühle›: als ‹Natur›-Wesen, aber auch als ‹Kultur›-Wesen – man denke nur an die zahlreichen Oden an den Frühling im Laufe der Literaturgeschichte.

Nicht von ungefähr hat das Christentum von seinen Anfängen an das Osterfest mit der Frühlingszeit verbunden. Der mit dieser Jahreszeit einhergehende Anbruch neuen Lebens und der Aufbruch in neue Lebensmöglichkeiten bilden eine Erfahrungsdimension, innerhalb derer der Glaube an die Auferweckung/Auferstehung Jesu Christi einen existenziellen Resonanzboden findet. Auch hier vollzieht sich ein rational nicht voll zu erfassender Wandel von Tod zu Leben – Augustinus übersetzt das biblische Motiv des ‹Pascha›, neutestamentlich: des Leidens, Sterbens und Auferstehens Jesu Christi, daher bevorzugt mit dem lateinischen ‹transitus›: ‹Übergang›.

Der Glaube an den österlichen ‹Übergang› Jesu Christi vom Tod zum – letztlich göttlichen – Leben ist, umgekehrt, jedoch nur dann ganzheitlich erfasst, wenn er Lebensrelevanz freisetzt. Für die moderne Ideologiekritik, aber auch schon für Augustinus sind religiöse Aussagen allenfalls dann ‹glaub-würdig›, wenn sie sich im konkreten Leben als wirkungsvoll und tragfähig erweisen. Ostern vollzieht sich demnach im je Einzelnen und in der jeweiligen Gemeinschaft genau dort mit, wo Menschen mit dem Glauben an die Auferstehung Jesu Christi einen Aufbruch zu neuen Lebensmöglichkeiten verbinden.

Dieser Gedanke klingt sehr neuzeitlich, ist jedoch zugleich sehr alt: wir finden ihn bereits in der Bibel und in Schriften der Kirchenväter – natürlich auch bei Augustinus, z.B. in dessen Predigten 231,2 und 232,8:

resurrectio autem domini nostri Iesu Christi noua uita est credentium in Iesum – Die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus ist das neue Leben derjenigen, die an Jesus glauben.

... resurrectio est Christi in nobis, si bene uiuamus; si uita uetus nostra mala moriatur et cotidie noua proficiat – ... die Auferstehung Christi ist in uns, wenn wir gut leben; wenn unser altes, schlechtes Leben stirbt und das neue täglich mehr Raum gewinnt.

In diesem augustinischen – d.h. ganzheitlichen und erfahrbaren – Sinn wünscht das Zentrum für Augustinus-Forschung Ihnen und Ihren Lieben segensreiche Kar- und Ostertage!