«Der Friede Gottes und der Friede Babylons. Augustins Sozialphilosophie im 19. Buch von De civitate dei»
Blockveranstaltung für Studierende aller Fachbereiche und für alle Interessierten
Samstag, 17. Januar 2026, 9.00-13.30 Uhr und 14.30-17.15 Uhr
Institut für Klassische Philologie, Griechisch-Bibliothek (Residenz, 3. Stock)
Residenzplatz 2, 97070 Würzburg (siehe Wegbeschreibung).
Die Teilnahme ist kostenfrei.
Zum Inhalt
Das 19. Buch leitet den letzten Abschnitt von Augustins monumentalem Werk über den Gottesstaat ein, die Partie über das eschatologische Ziel von civitas dei und civitas terrena. Es bietet von seinem Ansatz her eine Reflexion über den Begriff des Ziels (finis) im Horizont der antiken philosophischen Ethik, deren Grundfrage die nach dem Ziel (finis, griechisch telos) allen menschlichen Handelns, d.h. des höchsten Guten, war. Augustinus beantwortet diese Frage in eigenständiger, christlicher Fortführung antiker Modelle, indem er als das Ziel den Frieden (pax) bestimmt, worunter er das angemessene und glückssichernde Verhältnis der Menschen zu Gott und untereinander versteht. Der Frieden im Vollsinne ist zwar nur unter christlicher Prämisse, d.h. nur den Angehörigen der civitas dei erreichbar. Augustinus konzediert jedoch auch die Existenz eines innerweltlichen, von der terrena civitas erstrebten Friedens, der zwar kein wahres, aber ein hohes relatives Gut ist und als solches auch von der civitas dei während ihres Aufenthalts in der „Fremde“ (daher die Metapher vom „Frieden Babylons“, pax Babylonis) genutzt wird. Von hier aus entwickelt Augustinus seine Sozialphilosophie und setzt sich kritisch mit dem Staatsbegriff der antiken politischen Philosophie, insbesondere Ciceros, auseinander.
Im Seminar soll das Buch möglichst vollständig gelesen und interpretiert werden. Es wird u.a. nach dem Verhältnis von Antikem und Christlichem und auch nach der Überzeugungskraft von Augustins Argumentation zu fragen sein.
Textgrundlage
Augustinus, De civitate Dei libri XXII, ed. B. Dombart/A. Kalb, 2 Bde., Stuttgart/Leipzig 51981 (Teubner). – Augustinus, De civitate Dei libri XXII, ed. B. Dombart/A. Kalb, 2 Bde., Turnhout 1955 (CCL 47-48; weitgehend textgleich mit der Teubner-Ausgabe; https://bkv.unifr.ch/de/works/cpl-313/versions/de-civitate-dei-ccsl). – Augustinus, Vom Gottesstaat, übers. von W. Thimme, eingeleitet und erläutert von C. Andresen, 2 Bde., Zürich 21978. - Augustinus, Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat, übersetzt von A. Schröder, 3 Bde., Kempten/München 1911-16 (Bibliothek der Kirchenväter; https://bkv.unifr.ch/de/works/cpl-313/versions/zweiundzwanzig-bucher-uber-den-gottesstaat-bkv).
Literaturempfehlung
G.J.P. O’Daly, Ciuitate dei (De -), Augustinus-Lexikon 1, 1994, 969-1010. – G.J.P. O’Daly, Augustine’s City of God. A Reader’s Guide, Oxford 1999. –J. van Oort, De ciuitate dei (Über die Gottesstadt), in: V.H. Drecoll (Hg.), Augustin Handbuch, Tübingen 2007, 347-363. – W. Geerlings, De civitate Dei XIX als Buch der Augustinischen Friedenslehre, in: Ch. Horn (Hg.), Augustinus: De civitate dei, Berlin 1997 (Klassiker Auslegen 11), 211-233. – P. Günzel, Ciceros Staatsdefinition in Augustins De civitate Dei, in: J. Sauer (Hg.), Augustinus: De civitate Dei. Fachwissenschaftliche und fachdidaktische Zugänge, Heidelberg 2020, 89-115. – A. Hofer, The Ends of the Two Cities. Augustine’s Appeal for Peace, in: D.V: Meconi (Hg.), The Cambridge Companion to Augustine’s City of God, Cambridge 2021, 228-250. – J.-M. Salamito, Saint Augustin et la définition du peuple. Aux antipodes de l’«augustinisme politique», Les Études philosophiques 206 (2021) 27-52. – T.J. Weissenberg, Die Friedenslehre des Augustinus. Theologische Grundlagen und ethische Entfaltung, Stuttgart 2005.
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