ZENTRUM FÜR AUGUSTINUS-FORSCHUNG

AN DER JULIUS-MAXIMILIANS-UNIVERSITÄT WÜRZBURG

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Fecisti nos ad te, domine, et inquietum est cor nostrum donec requiescat in te.

Confessiones 1,1

Geschaffen hast du uns auf dich hin, o Herr, und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir.

Bekenntnisse 1,1

Radio Vatikan Bücherecke am 27.03.2010

(rv) Er gilt als der größte Theologe des frühen Christentums. Wie kein anderer steht er an der Schwelle zwischen Antike und Mittelalter. Und wie kein zweiter hat er wohl die Grundlinien theologischer Reflexion durch die Jahrhunderte geprägt. Man kann seine Liebestheologie rühmen oder seine Erbsündenlehre verteufeln. Ohne ihn geht es in der christlichen Theologie auch heute fast nicht. Die Rede ist von – Augustinus. Sein schriftstellerisches Werk ist so vielfältig wie umfangreich. Er hat Briefe hinterlassen, antike und christliche Lehrschriften, Predigten und natürlich seine Autobiographie, die berühmten „Bekenntnisse“. Allerdings: Außer der berühmten Formel „Liebe, und was du willst, das tu“ kennt man meistens nur wenig Originales von ihm. Wer das ändern möchte, dem sei in dieser Woche ein Buch empfohlen, dass vor kurzem in seiner fünften, erweiterten und kommentierten Auflage erschienen ist: Der „Augustinus-Zitatenschatz“ von Cornelius Mayer. Der Autor ist selbst Augustiner und war über viele Jahre Leiter des Zentrums für Augustinus-Forschung an der Universität Würzburg. Als ausgewiesener Fachmann hat er auf 208 Seiten Perikopen aus dem gesamten augustinischen Werk ausgewählt und nach Stichworten geordnet zusammengestellt und übersetzt. So wird zumindest ein Streif der Weite des theologischen und philosophischen Denkens deutlich. Abstrakte Themen wie „Zahl und Zahlen“ sowie „Gedächtnis“ finden ihre Ergänzung in Kapiteln zu „Almosen“ oder „Kunst, Künstler und Kunstgenuss“. Auch ein Augustinus-Kenner kann hier noch Neues entdecken und sich vertiefen. Unter dem Stichwort „Leben und Dasein“ findet sich zum Beispiel folgender Abschnitt aus den Alleingesprächen: „Augenblicklich scheine ich lediglich von drei Dingen erschüttert zu werden zu können: der Furcht, jene Menschen zu verlieren, die ich liebe, der Furcht vor einem Schmerz und der Furcht vor dem Tod.“ (S.125) Wer sich da existenzialphilosophisch berührt fühlt, wird nicht im Stich gelassen: Der zugehörige Kommentar von Cornelius Mayer verweist auf Heidegger und gibt Verstehenshilfen an die Hand. Der Augustinus-Zitatenschatz hat mit seiner DIN-A4-Spiralheftung ein durchaus gewöhnungsbedürftiges Format, das aber angesichts des packenden Inhalts keinen Interessenten von einem Blick in das Buch abhalten sollte.

Zum Mitschreiben: „Augustinus-Zitatenschatz. 5. erheblich erweiterte und durchweg kommentierte Fassung“, Würzburg 2009. Der Preis: in der einfachen, schwarz-weißen Ausgabe 20 Euro, die Schmuckversion mit vielerlei Abbildungen kostet 30 Euro. Zu beziehen ist das Buch beim Zentrum für Augustinus-Forschung, Dominikanerplatz 4, 97070 Würzburg.

Dominik Skala

© Radio Vatikan (gesendet am 27.03.2010)

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