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GESCHENKE
Die heiligen drei Könige – ‹beschenkte Schenkende›. Darstellung auf einem römischer Sarkophag, 4. Jh. n.Chr. Coemeterium von Sant'Agnese, Rom. – Bildquelle: wikimedia commons
Liebe Besucherinnen und Besucher unserer Homepage,
da ist sie nun wieder gekommen: die Zeit des Schenkens und des Beschenktwerdens – Weihnachten!
Schenken und Beschenktwerden in der Weihnachtssaison 2019 spiegelt dabei den Geist der Zeit wider, gibt Auskunft über die wirtschaftliche und kulturelle Verfasstheit und Befindlichkeit unserer Zeitgenossen. Das heißt zum Beispiel auch: Beim weihnachtlichen Geben und Nehmen unter den Bedingungen einer forcierten Moderne klingeln nicht nur die güldenen Glocken, sondern vor allem die goldenen Kassen, glänzen nicht nur die Kugeln, sondern – zumindest häufiger als zu anderen Zeiten – ebenfalls die Bäuche.
Nicht wenige kritische Geister kratzen an dieser klingelnden und glänzenden Oberfläche der Weihnachtszeit und weisen – oft nicht zu Unrecht – auf so manche stumme und stumpfe Sinnleere hinter Konvention und Konsum hin. Auch Augustinus, der in weiten Teilen neuplatonisch fühlende und denkende Kirchenvater der Spätantike, hätte gewiss zu diesen kritischen Geistern gezählt: Oberflächliche, ‹vergängliche› Vergnügungen sind ihm ein Greuel, zumal wenn sie religiöse Wirklichkeiten besetzen und ‹ewige› Wahrheiten überwuchern. Eigentliches ‹Schenken› heißt für den biblisch geprägten Augustinus vielmehr: Gott legt Menschen seinen Geist der Liebe und damit sich selbst ins Herz. Eigentliches ‹Beschenktwerden› heißt für den ‹Lehrer der Gnade› entsprechend: Menschen erfahren sich ohne Vorleistung von Gottes Zuwendung in der Menschwerdung Jesu Christi beglückt.
Bei aller berechtigten Kulturkritik in Vergangenheit und Gegenwart: Wir Kinder der Neuzeit und der westlichen Wirtschafts- und Warenwelt empfinden und urteilen meist großzügiger: Kann sich nicht auch im Schenken von vergänglichen Gütern der Geist zwischenmenschlicher Liebe offenbaren? Spürt der materiell Beschenkte im Idealfall durch das Geschenk hindurch nicht die unverdiente Zuwendung und Zuneigung des Schenkenden? Und versteckt sich hinter der weihnachtlichen Geschenk-Kultur nicht doch auch die zutiefst religiöse Sehnsucht, das Leben, das Da-Sein, das Miteinander-Sein alles in allem als ein ‹Geschenk› zu fassen und zu feiern?
Menschen, die ihr Leben und ihre Lebensbedingungen als ‹Geschenk›, die sich selbst als ‹Beschenkte› erfahren, tun sich leichter, ihrerseits zu schenken und einen Teil der empfangenen ‹guten Gaben› weiterzugeben: Nicht umsonst blüht in der Weihnachtszeit die Spendenfreudigkeit. Derlei Gedanken sind selbst bei Augustinus zu finden: Christen setzen beim Schenken «in eigene Praxis um, was sie ... an Barmherzigkeit und Liebe Gottes erfleht und erfahren haben» (Artikel ‹Eleemosyna› (Almosen) im ‹Augustinus-Lexikon› Bd. 2, Sp. 763). Vor diesem Horizont bitten wir, das ‹Zentrum für Augustinus-Forschung an der Universität Würzburg› (ZAF), um Ihr Verständnis, wenn dieser Tage die ‹Gesellschaft zur Förderung der Augustinus-Forschung› sich an Sie – die Besucherinnen und Besucher unserer Homepage – wendet und Sie höflich um eine ‹gute Gabe› zugunsten der Vollendung unseres Forschungs- und Publikationsprojekts ‹Augustinus-Lexikon› anhält.
Wie auch immer Ihre Entscheidung ausfallen mag: In jedem Fall wünschen wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ZAF Ihnen und Ihren Lieben eine wahrhaft frohmachende und segensreiche Weihnachtszeit sowie ein rundum glückliches Neues Jahr!