ZENTRUM FÜR AUGUSTINUS-FORSCHUNG

AN DER JULIUS-MAXIMILIANS-UNIVERSITÄT WÜRZBURG

Gegner Augustins und die gegen diese gerichteten Werke

Augustins philosophische und zumal theologische Überzeugungen und Lehren konstituieren sich, wie etliche dogmatische Sätze der frühen Kirche, zu guten Teilen vor dem Hintergrund und in Abgrenzung von mit dem Christentum konkurrierenden Weltanschauungen und Religionssystemen sowie von mit der katholischen Kirche konkurrierenden Sekten und kirchlichen Abspaltungen - sei es, daß die Differenzen entscheidende Glaubensinhalte betreffen (solche Gruppierungen werden traditionell als ‘Häresien’ bezeichnet), sei es, daß es sich um ein Ausscheren aus der Einheit der ‘ecclesia catholica’ handelt (sogenannte ‘Schismata’). Die verschiedenen geistigen und geistlichen Frontstellungen Augustins lassen sich meist bestimmten Lebensphasen zuordnen, teilweise weisen sie zeitliche Überlappungen auf.

Gegen die Manichäer (ca. 388-400)
Der Manichäismus geht auf den Religionsstifter Mani (216-276) zurück und breitete sich im 3. und 4. Jahrh. vom Nahen Osten ausgehend über den Mittelmeerraum und nach Asien aus. Seine Lehre verbindet biblisch-christliche und persisch-zoroastrische Elemente und ist unter anderem von einer dualistischen Weltsicht und von der Leugnung des freien Willens gekennzeichnet. Der junge Augustinus war etliche Jahre lang Mitglied dieser Sekte und besonders von deren Welterklärungsanspruch fasziniert, bevor er sich durch stärkere Hinwendung zur neuplatonischen Philosophie und zum Christentum aus ihr lösen konnte. Wichtige antimanichäische Werke Augustins:

- De moribus ecclesiae catholicae et de moribus Manicheorum (388-390)
- De libero arbitrio (388 bzw. 394-395 (Buch 3)
- De Genesi aduersus Manicheos (389)
- De uera religione (390)
- De utilitate credendi (391)
- De duabus animabus (392)
- Acta contra Fortunatum Manicheum (393)
- Contra Adimantum (394)
- Contra epistulam Manichaei quam uocant fundamenti (396)
- Contra Faustum Manicheum (397-398)
- Contra Felicem Manicheum (397-398)
- De natura boni (399)
- Contra Secundinum Manicheum (399)
Gegen die Donatisten (ca. 394-420)

Der Donatismus, benannt nach seinem Kopf Bischof Donatus (gest. 355), formierte sich im Laufe des 4. Jahrhunderts vornehmlich in Nordafrika als zum Teil äußerst mitglieder- und gemeindestarke Abspaltung von der katholischen Kirche. Die Donatisten verstanden sich als die wahre und reine Kirche in Lossagung und Abgrenzung von der Tradition und Sukzession derjenigen katholischen Amtsträger und Bischöfe, die in der vorausgegangenen diokletianischen Christenverfolgung Kompromisse mit dem Römischen Reich eingegangen waren. Aufgrund kirchlicher und staatlicher Ächtung und schließlich Verfolgung verliert der Donatismus ab 420 schnell an Bedeutung. Wichtige antidonatistische Werke Augustins:
- Psalmus contra partem Donati (394)
- Contra epistulam Parmeniani (400)
- De baptismo (401)
- Contra litteras Petiliani (401-405)
- Ad Cresconium grammaticum partis Donati (405-406)
- De unico baptismo (412)
- Gesta cum Emerito Donatistarum episcopo(418)
- Sermo ad Caesariensis ecclesiae plebem (418)
- Contra Gaudentium Donatistarum episcopum(419-420)

Gegen die Pelagianer (ca. 412-430)
Als Pelagianer bezeichnet man die Anhänger und Schüler des britannischen Laienchristen und Theologen Pelagius (ca. 350/360- vor 431), der gegen Ende des 4. Jahrhunderts von Rom ausgehend zu strengerer christlicher Sittlichkeit aufrief und dabei besonders an den freien Willen des Menschen appellierte. Mit seinem idealistisch-optimistischen Menschenbild geriet er zunehmend in Konflikt mit Augustinus, der ihn erbittert bekämpfte und nicht unerheblich zu seiner kirchlichen Verurteilung - endgültig 418 - beitrug. Mit Julian von Aeclanum erwuchs dem Pelagius jedoch ein starker Nachfolger, mit dem Augustinus sich bis zu seinem Lebensende auseinandersetzten mußte. Gegen ihn wie gegen die abgeschwächte Spielart des Semi-Pelagianismus unterstreicht Augustin radikal und immer neu die Verderbtheit und Schwäche des menschlichen Willens und die unbedingte Notwendigkeit und Souveränität der göttlichen Gnade. Wichtige antipelagianische Werke Augustins:

- De peccatorum meritis et remissione et de baptismo paruulorum (411-412)
- De spiritu et littera (412)
- De natura et gratia (415)
- De anima et eius origine (415)
- De perfectione iustitiae hominis (415?)
- De gestis Pelagii (417)
- De gratia Christi et de peccato originali (418)
- De nuptiis et concupiscentia (418-420)
- Contra duas epistulas Pelagianorum (419/420)
- Contra Iulianum (421)
- De gratia et libero arbitrio (425)
- De correptione et gratia (426)
- De praedestinatione sanctorum (429)
- De dono perseuerantiae (429)
- Contra Iulianum opus imperfectum (428-430)

Gegen die Arianer (ca. 418-428)
Die Arianer sind nach dem alexandrinischen Presbyter Arius benannt, der ab 321 einen grundlegenden christologischen Streit auslöste. Arius und seine Anhänger betonten dabei die Geschöpflichkeit und Menschlichkeit Christi auf Kosten seiner Göttlichkeit in einem Maße, das schließlich 325 zur Verurteilung und zum Kirchenausschluß des Arius im Konzil von Nizäa führte. Auf Drängen Kaiser Konstantins sollte er 336 wieder in die Kirche aufgenommen werden, verstarb aber kurz zuvor. Seine christologische Lehre wirkte indes noch lange nach und fand immer wieder neue Anhängerschaft. Wichtige antiarianische Werke Augustins:
- Contra sermonem Arrianorum (418?)
- Collatio cum Maximino Arrianorum episcopo (427)
- Contra Maximinum Arrianum (428)

Weitere gelegentliche Frontstellungen
- Sermo de excidio urbis Romae (410?) (gegen antike Mythologie)
- De ciuitate dei (413-427) (‘contra paganos’ - gegen die Heiden)
- Contra Priscillianistas (415) (gegen Anhänger des Origenes)
- Contra aduersarium legis et prophetarum (ab 419) (gegen Verächter des Alten Testamentes)
- De haeresibus ad Quoduultdeum (428-429) (gegen verschiedenste Häresien)
- Aduersos Iudaeos (429/430?) (gegen die Juden)